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Bilder: Ellja |
Vor einigen Tagen haben wir eine Gartenmesse besucht. Ich war erstaunt, was man auf so einer Gartenausstellung alles erwerben kann, ohne dass es irgendwie auch nur entfernt mit "Garten" zu tun hat... und das ist mein mildestes Fazit dazu. Deutlich gesagt: Es war erbärmlich! Ich hatte mich auf Berge von Pflänzchen, Samen und Grün gefreut. Einzig ein paar Blumenzwiebeln waren vor Ort. "Gartenschmuck" und "Gartenmode", die ich nicht mal zum Ausgehen (und dafür sind sie eigentlich auch gedacht) tragen würde. Ein riesiger Stand mit allen möglichen und unmöglichen Bürsten (was ich ja schon wieder originell fand). Und noch ein paar andere ganz unerwähnenswerte Dinge. Aber da! Beim Hinausgehen! Ein Obst- und Gemüsestand! Ein Rettungsanker, ob der tristen Örtlichkeit! Um meine Enttäuschung runter zu schlucken, wäre ein Apfel jetzt genau das richtige...
Beim Stand angekommen, sah ich erst, dass es sich um einen italienischen Gemüsestand handelte. Und, ja genau, mit italienischen Produkten, natürlich. Und dann sah ich sie: Amalfi Zitronen! Amalfi Zitronen!
Klingt nicht schon der Name wie reinste Verheißung?
Die wohl berühmteste Zitrone heißt Sfusato und kommt aus dem Golf von Salerno. Sie wächst an den Steilhängen der Amalfiküste und wird per Hand gepflückt. Seit dem frühen Mittelalter werden Zitronen an den sonnigen Südhängen der amalfinischen Küste kultiviert. Sie sind bekannt für ihr besonderes Aroma. Fast wurden sie schon ganz vom Markt verdrängt. Denn da die Amalfi Zitronen nur per Hand gepflückt werden können, waren diese Zitronen im Vergleich zu Plantagenanbau wirtschaftlich unrentabel. Viele dieser Zitronenterassen sind seither schon verfallen. Aber nach und nach setzen sich wieder mehr Bauern für die Fortführung dieser Tradition ein. Inzwischen sind diese Zitronen eine geschützte Herkunftsangabe.
Und deshalb war ich auch so aufgeregt. Vor meinem geistigen Auge ließ ich bereits all die wundervollen Zitronengerichte, die nur mit so einer aromatischen Zitrusfrucht richtig gut werden, vorbeiziehen. Und so sprangen sie auch schon wie von selbst in mein Einkaufssackerl. Und dazu noch ein Zopf Tropeazwiebeln, richtige Mandarinen, Knoblauch und Tomaten auch noch. Jetzt hatte ich es aber wirklich eilig, nach Hause zu kommen. Halb rannte ich, halb flog ich.... tatsächlich ging ich schnellen Schrittes, denn ich musste sofort eine Zitrone anschneiden und kosten!
Und schließlich - ja. Schon die Größe ist sehr beeindruckend: Doppelt so groß wie unsere bekannten Zitronen. Der Geruch, ganz zart, sehr fein zitronig, nicht aufdringlich und man riecht bereits, dass hier keine aggressive Säure zum Vorschein kommen wird. Geschmack: Wundervoll frischer Zitrusgeschmack, ohne störende Säure. Keine Bitterkeit. Diese Zitronen kann man in einem Satz aufessen. Die Schale, das Fruchtfleisch und ja, sogar das weiße, unbedingt! Es verstärkt den zitronigen Geschmack sogar noch und sollte unbedingt mitgegessen werden! Halleluja, ich war im Himmel!
Wenn ich so selten zu bekommende Zutaten einmal bekomme, dann möchte ich aus jedem Fitzelchen so viel wie möglich herausholen und natürlich so puristisch wie möglich verarbeiten, um ja so viel wie möglich von diesem Geschmack in mich auf zu nehmen. Klingt vielleicht ein bisserl spinnert, aber ist nun mal so.
Spaghetti mit Zitronen und Knoblauch schienen mir ein sehr geeignetes Gericht für meine erste Ladung Amalfi Zitronen. Denn mit "unseren" Zitronen kann man das sowieso immer vergessen
So gehts:
Spaghetti sehr bissfest in Salzwasser kochen. Vor dem Abschütten etwas vom Kochwasser aufheben.
Jetzt Knoblauch (3 Zehen) fein schneiden und in Olivenöl in einer großen Pfanne langsam braten. Sie sollen nicht braun werden. 2 Amalfi Zitronen waschen und erst die komplette Schale abreiben. Dann eine Zitrone in Scheiben schneiden und dann in kleine Ecken (die Zitrone zeigt dir die Schnittführung). Von der 2. Zitrone den gesamten Saft auspressen. All das nun in die Knoblauch-Öl-Mischung geben. Einen Schöpfer vom Nudelkochwasser dazu und kräftig Salzen und Pfeffern (weißer Pfeffer). Alles kurz aufkochen. Dann die Spaghetti in die Pfanne und das ganze gut durchrühren. Petersilie fein hacken und untermischen (wer mag).
Und schließlich hat man den Sommer am Teller!
Wie es mit meiner Zitronengeschichte weitergeht (noch sind ja nicht alle verarbeitet), könnt ihr demnächst hier lesen. Und wer nicht so lange warten kann, aber immer noch nicht genug von Zitrusfrüchten hat, der schaue einfach mal hier vorbei.
11 Kommentare:
zitronenspaghetti. hätte ich auch dran denken können. ich habe noch eine vom schönbrunner gärtner selbst veredelte zitrone, die geht stark in die amalfi-richtung. mit der werde ich das ausprobieren. ist eh ein riesentrumm, da reicht die eine. wir zitrusverrückten hühner - kommst du eh zu den zitrustagen? (frau küchenschabe, du hoffentlich auch! eline hat ja wichtigeres zu tun ;-))
Du bist ein echter Glückspilz! Amalfi-Zitronen! Davon können andere Leute nur träumen... schade, dass man solche Leckereien nur sehr selten zu Gesicht bekommt!
Amalfi Zitronen, du Glückspilz! Ab und zu gibt es sie auch bei meinem Gemüsemann. Amalfi, ein Name, der das bezauberndste Italien a la Goethes "Kennst du das Land wo die Zitronen blühen?"suggeriert. Ich war allerdings bitter enttäuscht von der ziemlich zerstörten Gegend zwischen Salerno und Positano.
Falls ihr Zitronenfans noch Lust auf ein weiteres Zitronenspaghettirezept habt, meines ist von der wunderschönen Basilikata inspiriert:
http://kuechentanz.blogspot.com/2009/06/linguine-al-limone-e-mentuccia.html
Was ich witzig finde: man denkt bei Zitronen immer an Sommer, dabei sind sie doch jetzt am allerbesten!
auja, eline, schönes rezept, danke fürs erinnern. drüben bei dir noch eine minz-frage.
Amalfi Zitronen bekomme ich hier immer wieder mal. Meistens mach'ich Zitronenschnitzelchen draus. Die Spaghetti sind auch eine tolle Idee.
katha, leider nein, denn wir sind genau das WE danach in Wien.
Pepe Nero, ja, sehr schade. Umso erfreulicher natürlich, wenn man dann mal an welche kommt, noch dazu so unverhofft.
Eline, dein Rezept der Tagliatelle ist natürlich noch eine feinere Variante, ich hab aber nur noch eine einzige übrig ;-)
sybille, zitronenschnitzel, ich glaub ich brauch noch eine weitere Ladung ;-)
ich bin gespannt auf weiteres dazu und beneide dich ein wenig um deine tolle Zitronen, auf die bin ich auch schon lange scharf ;-)
Seit ich meine Orangen immer direkt aus Sizilien bekomme, kann ich auch keine anderen mehr essen. Der Unterschied zu den "normalen" ist unglaublich.
Leider ist die Zitrussaison jetzt langsam vorbei... aber dafür kommen andere schöne Dinge.
Hallo Elja,
ich war auch auf dieser Veranstaltung unterwegs. Mir ging es wie dir: echt enttäuschend. Ich kenne die "Gartenlust" aus Schloss Hagenau, wo es im September stattfindet. Das ist natürlich kein Vergleich. Schon das Ambiente und auch viel mehr Anbieter mit wirklich schönen Sachen...naja, dafür waren wir dann auch am Südbahnhofmarkt :)
LG
Karina
ach wie ärgerlich -ich bin zu dieser Gartenmesse nicht hingegangen, weil ich auf der Webseite das Ausstellerverzeichnis gelesen habe. Da waren geschätzte fünf Aussteller, die irgendwas mit Pflanzerln zu tun hatte, der Rest war "Dekoration". Da dachte ich mir "nein danke". Wenn ich das mit den Zitronen gewusst hätte ...
Wie's der Zufall will: das war mein Abendessen :-) Ein wunderbares Gericht. In seiner Schlichtheit perfekt.
Mach es selbst mit Petersilie. Gerne auch mit Büffel-Mozzarella...
Was würdest du/Ihr sagen: Passt da eigentlich Basilikum dazu?
Amalfi-Zitronen gibt's in München u.a. bei Käfer. Zwar sündhaft teuer, aber das is es mir meist wert.
LG, Anja
Anja, ich habs mit Basilikum nie probiert, aber ich glaube fast, dass das Basilikum zu dominant sein könnte, evtl. sehr sparsam dosieren? Probiers aus ;-)
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